Theater
Aufführung im Schuljahr 2018/19:
„Top Dogs" nach Urs Widmer
25. & 26. Januar und am 01. & 02. Februar 2019
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Aufführung 2017/18: „Gretchen"
„ Es ist so schwül, so dumpfig hie
Und eben doch so warm nicht draus
Es wird mir so, ich weiß nicht wie,
ich wollt, die Mutter käm nach Haus…“
Goethe – Faust I – Szene: Abend (zweiter Auftritt Margarethes) - Dieser häufig lapidar als „Kästchenszene“ bezeichnete Monolog Gretchens zählt nicht nur zum Inbegriff großer deutscher Literatur, an diesem Monolog müssen Oberstufenschüler auch seit Generationen ihre Analyse- und Interpretationsfähigkeit unter Beweis stellen. Margarethe betritt ihr kleines reinliches Zimmer, bemerkt intuitiv die diabolische Aura, die Mephistopheles hinterlassen hat, beginnt sich auszuziehen und singt dabei den „König von Thule“, ein Lied über Liebe und Treue bis in den Tod. Schließlich findet sie das von Mephisto und Faust zuvor versteckte Schmuckkästchen und endet mit den Worten: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen.“
Diese wenigen Verse Goethes reichen dem Autor Lutz Hübner, um ein furioses Theaterkabarett zu schaffen, in dem die verschiedensten Typen von Schauspielern und Regisseuren aufeinandertreffen und ihre ureigene Sicht auf die Szene zeigen. Der Zuschauer erlebt, wie unterschiedlich die Szene ausgelegt und inszeniert werden kann und erhält zudem einen Einblick in den nervenaufreibenden, kräftezehrenden, psychisch an die Substanz gehenden Probenalltag im Theaterbetrieb.
Das Stück „Gretchen89ff“, benannt nach der Druckseite der Szene des Gretchenmonologs in der kleinen gelben Reclam-Ausgabe, ist streng genommen eine Theaterprobe in Variationen und zugleich eine Liebeserklärung an das Theater. Dem Zuschauer wird beim Anblick der Probeanordnungen nicht selten ein weiteres Zitat aus Faust I in den Sinn kommen: „Es irrt der Mensch, solang´ er strebt.“, aber mehr und mehr stellt sich bei ihm vielleicht auch die Erkenntnis ein, dass das „wahre Theater“ eigentlich während der Proben stattfindet und der Zuschauer in der Regel um das Beste betrogen wird.