Besuch auf Kreta
Am 17. Oktober 2016, zwei Wochen vor den Herbstferien, traf sich eine etwas ungewöhnliche Gruppe am Bahnhof von Donauwörth, um nach Griechenland aufzubrechen. Das waren wir, die „Griechen“, fünf Schüler und ein Lehrer. Wir besuchen die zehnte Klasse und sind die extreme Minderheit des Gymnasiums Donauwörth mit seinen gut 1300 Schülern, die sich in der achten Klasse für den humanistischen Zweig entschieden hat. Wir lernen Altgriechisch. Aufgrund des großen Engagements unseres Lehrers Herrn Hroß wurde es uns ermöglicht, an einem Austausch mit fünf griechischen Schülern teilzunehmen. Die Anreise erfolgte mit Zug, S-Bahn und Flugzeug. Nach den Formalitäten ließen wir gegen Nachmittag den heimischen Nebel zurück und flogen zweieinhalb Stunden immer an den Mittelmeerküsten entlang nach Kreta - Heraklion. Dort angekommen wurde jeder von seiner Gastfamilie begrüßt und am Abend trafen wir uns wieder zum gemeinsamen Abendessen in der Stadt. Schon an diesem ersten Abend mischten sich die beiden Gruppen und tauschten sich aus. Unsere Griechen lernen zwar Deutsch in der Schule, haben aber leider kaum ein Wort in unserer Sprache mit uns gesprochen, weil sie in der Schule nur zwei Stunden pro Woche Deutsch haben. Wir hingegen lernen ja Altgriechisch, also die Sprache die dort vor 2500 Jahre gesprochen wurde. In geschriebenen Texten konnten wir uns einige Wörter herleiten, hatten aber keine Chance mehr als unser einstudiertes „kalimera, ti kaneis“ (Guten Tag, wie geht es dir?) zur Unterhaltung beizusteuern. Unsere gemeinsame Sprache war also Englisch. Man sieht, im Vordergrund stand bei diesem Austausch weniger die Sprache, sondern die Kultur. Und davon haben wir unglaublich viel gesehen. Am Dienstag ging es gleich los mit der Festung Koule aus der venezianischen Besatzungszeit mit anschließendem Stadtrundgang. Wir bestiegen auch die höchste Bastion der alten Stadtmauer von Heraklion mit einem beeindruckenden Ausblick über die Stadt und das Meer. Danach luden die Griechen uns in verschiedene Restaurants ein, wir aßen sehr leckere bougatsa und pita gyros. Am Mittwoch mussten unsere Austauschschüler in den Unterricht, also fuhren wir als Kleingruppe in den Süden der Insel. Zuerst besichtigten wir das Doulouphakis- Weingut für eine Führung und Probe, danach besuchten wir Gortys, die Hauptstadt Kretas zu Zeiten der Römer. Gegen Nachmittag schauten wir uns die große minoische Palastanlage Phaistos an und schlussendlich durften wir uns an diesem heißen Tag am wunderschönen Badestrand Matala abkühlen. An unserem dritten Tag wurde uns die Tier- und Pflanzenwelt am Fuß des Berges Jouchtas nähergebracht und nachmittags ging es für die deutschen Schüler zum Museum des Nationalhelden Kazantzakis, einem großen Freigeist, dessen ungewöhnliches Grab auf der höchsten Bastion in Heraklion thront. Anschließend führte uns unser Fremdenführer Jorgos durch die größte minoische Palastanlage, nämlich Knossos. Dieser große Komplex, dessen ausgeklügelte Belichtungsschächte und Abwasserkanäle von exzellenter Architektur zeugen, ermöglichte den Menschen vor 3500 Jahren einen erstaunlich hohen Lebensstandard. Jorgos gab uns mit seinem Vortrag einen sehr guten Einblick in die vergangenen Zeiten. Den Freitag und Samstag verbrachten wir mit der West-Ost-Erkundung der Insel, beginnend mit der Hafenstadt Rethymno und einem Halt am Amari-Stausee. Dann besuchten wir eines meiner persönlichen Highlights der Woche: das Arkadi-Kloster. Seine wunderschöne Kirche steht nach griechischer Bauart frei inmitten eines umschließenden Mauerrings. Zudem hatte es eine große Bedeutung bei der Befreiung Kretas von der türkischen Besatzung. Der Ausflug in den Osten am nächsten Tag brachte uns bei Kritsa zu einer Kirche mit sehr gut erhaltenen Fresken, die uns einen großartigen Einblick in die mittelalterliche Malerei verschaffte. In dem schönen Touristenstädtchen Agios Nikolaos konnten wir zur Abwechslung einmal ausgedehnt shoppen und baden. Ein weiteres Highlight war die Überfahrt zur venezianischen Festung und ehemaligen Lepra-Quarantäne-Insel Spinalonga in einem kleinen Bötchen. Am Sonntag war dann ein Familientag vorgesehen. Da unsere Familien recht gut befreundet waren, trafen sich die beiden Jungs mit ihren Gastfamilien am Strand und wir Mädels durften das kretische Aquarium besuchen und danach ein wundervolles typisch griechisches, aber völlig überladenes Gastmahl genießen. An unserem letzten Morgen machten wir noch die interessante Erfahrung des lebhaften griechischen Regelunterrichts an unserer Partnerschule, dem Gymnasium von Gazi. Danach verabschiedeten wir uns vom Strand und dem Meer, um dieses so lange wie möglich in Erinnerung behalten zu können. Nach einem letzten üppigen Gastmahl ging es zum Flughafen. Dort erwartete uns ein kleines TUI- Chaos, aber wir saßen pünktlich im Flieger und sahen die Lichter der Insel in der Dunkelheit langsam kleiner werden. Wir danken Frau Giassaki und ganz besonders Herrn Hroß für die perfekte Organisation und dafür, dass er uns dieses einzigartige Erlebnis ermöglicht hat.
Valentine Huybrechts, 10a